DerStandard Interview: Sieben Jahre Youtube und kaum Zugriffe – warum man trotzdem weiter macht (Extended Cut)

Ich hatte die Gelegenheit, dem Standard ein Interview über meine YouTube-Tätigkeiten zu geben und kanns immer noch nicht so ganz glauben, dass ich heute (19.08.2023) für eine Weile auf der Startseite vom Web Standard zu sehen war. Es ist alles so unpockable 🤯

Hier könnt ihr das ganze Interview lesen: https://www.derstandard.at/story/3000000183086

Einige Interviewfragen habe es nicht reingeschafft. Ich will Euch diese natürlich nicht vorenthalten, deswegen habe ich sie nun hier veröffentlicht, viel Spaß!

ZUSATZFRAGEN:

Wie war es um deine dazu nötige Ausrüstung bestimmt? Warst du bereit, vorab zu investieren?

Weil ich immer schon gern mit Audio- und Videotechnik herumgespielt habe, hatte ich bereits eine gewisse Grundausstattung zur Verfügung. Im Herbst 2016 kam ich dann auf die Idee, meine Ausrüstung doch auch für regelmäßige YouTube Videos zu verwenden. Bis dahin habe ich eigentlich immer nur relativ planlos diverse Videoschnipsel und Livemitschnitte von Underground Bands hochgeladen.

Hat dein beruflicher Schwerpunkt Einfluss auf die Formate genommen?

Ich studierte zwar im zweiten Bildungsweg Medientechnik, habe aber nie beruflich in diesem Bereich gearbeitet, weil es mich nach dem Studienabschluss unerwartet in die Software-Entwicklung verschlagen hat. Videos machen und mein Brotberuf kommen sich also kaum in die Quere.

Auch bezogen auf deine Zeitressourcen.

Meine Lebensgefährtin und ich haben keine Kinder, das hilft natürlich bei der Zeitfindung. Weil sie sich selbst als Musikerin kreativ betätigt, hat sie vollstes Verständnis für den Zeitaufwand, den mein Hobby bedeutet. Ich helfe ihr natürlich auch dabei, wenn sie mal ein Musikvideo für einen ihrer Songs benötigt und sie tritt auch immer wieder selbst in meinen Videos auf. Win-Win sozusagen.

Am Anfang war der Kanal noch ein gemischtes Format. Für viele YouTuber funktioniert das. Für dich offenbar nicht, schließlich hast du inzwischen mehrere Kanäle aufgemacht. Wie erklärst du dir das?

Ich habe dafür zwei Erklärungsversuche: Erstens gibt es kaum einen anderen YouTuber, dessen Themen-Bandbreite so groß ist wie meine. Ich mache simple Quatsch-Vlogs, Live-Berichte von Rock Konzerten, einen Video-Podcast über Medien, ich teste Gaming- und Tech Gadgets, produziere Let’s Plays und Tutorials, mache gelegentlich Comedy Sketche, versuche, die österreichische Musik Szene zu supporten, habe eine Award Show erfunden und betreibe eine wöchentliche Live-Sendung gemeinsam mit meiner Community. Das ist einfach too much für einen einzigen Kanal.

Für Erklärungsversuch Nummer zwei muss ich etwas ausholen. Meine Theorie ist, dass es zwei Phasen im Leben einer Internet-Persönlichkeit gibt: In Phase eins besitzt man noch keine Bekanntheit. Hier zählt der pure Inhalt. Meistert man diese Phase und erlangt schließlich eine gewisse Prominenz, beginnen die Zuschauer vermehrt wegen der Person zu kommen und weniger wegen dem Inhalt. In der zweiten Phase beginnt die Prominenz dann rasant zu wachsen, alleine deswegen, weil man prominent ist. Wo Paris Hilton Pionierarbeit geleistet hat und was die Kardashians perfektioniert haben, gilt auch für YouTuber. Die Bekanntheit selbst wird zur Leistung, frei nach dem Matthäus-Effekt: “Wer hat, dem wird gegeben”.

Kurz gesagt heißt das: Schauen die Leute deinen Content, weil sie dich bereits kennen und du eine Prominenz besitzt, dann kannst du eigentlich machen was du willst. Kennt dich niemand, dann finde und perfektioniere deine Nische und wachse, bis die Leute in erster Linie wiederkommen, um DICH zu sehen, und der Content zweitrangig wird.

Auf mich umgemünzt heißt das: Wäre ich ein Phase-Zwei YouTube-Prominenter, würde mein vielfältiger Content wahrscheinlich auch auf einem Kanal funktionieren. In der ersten Phase schreckt man potentielle Abonnenten mit zu vielen Themen nur ab.

War es ein Fehler, die Formate zu teilen und nicht einen Kanal konzentriert zu bespielen?

Von außen betrachtet ist es ein Fehler, dass ich überhaupt so viele Formate produziere. Aber ich brauche die Abwechslung. Hätte ich nur ein einziges Format auf einem einzigen Kanal, wäre das für mich nach spätestens zwei Monaten langweilig geworden und ich hätte komplett mit dem YouTuben aufgehört. Es hält mich motiviert, meine gesamte Bandbreite an persönlichen Interessen abdecken zu können.

Hast du Formate auch eingestampft? Gibt es eine Schmerzgrenze oder zählt allein, ob es dir noch Spaß macht?

Ja, das passiert regelmäßig. Ich sehe es aber als Weiterentwicklung. Meine Schmerzgrenze ist überschritten, wenn ich mich dauerhaft dazu zwingen muss, ein neues Video für eines meiner Formate zu machen und mir der ganze Produktionsprozess keinen Spaß mehr bereitet. Ich nutzte die freigewordene Energie dann, um wieder was neues auszuprobieren. Ich denke, diese kleinen Neustarts sind auch der Grund, warum ich bereits sieben Jahre durchhalte. Ich achte sehr darauf, mir den Spaß nicht selbst zu verderben.

Was hältst du generell von der heimischen Youtube- und Streaming-Szene? Bist du da Teil eines Netzwerks oder bleibst du für dich?

Ich habe kaum Kontakt zur aktuellen Szene. Ich kenne auch nur ganz wenige österreichische Kanäle, deren Inhalt mich tatsächlich interessiert. Ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht, wie und mit wem ich Kontakt aufnehmen sollte. Die Größeren interessieren sich doch nur für dich, wenn du eine riesige Reichweite hast, die sie für sich selbst nutzen können. Für professionelle YouTube Netzwerk-Agenturen bin ich ebenfalls nicht interessant, weil ich keine kommerziellen Absichten verfolge und mein konfuser Content sowieso schwer zu verkaufen wäre.

Ich bin aber sehr wohl in Kontakt mit kleinen YouTubern und Streamern, von denen ich die meisten inzwischen sogar persönlich kenne und zu meiner treuen Community zählen darf. Wir machen auch immer wieder Kollaborationen, aber das passiert alles im sehr kleinen Phase-1 Rahmen.


 

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